Roadtrip: Besser Celentano als Ramazzotti

Abseits des Mainstreams und des SUV-Overkills gibt es noch Autos, die mehr sind als reine Transportmittel. An deren Spitze steht der BMW i8. Seit heuer ist der erste Plug-in-Hybrid-Sportwagen auch als Roadster auf dem Markt.

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Seit Mai ist der einzigartige Sportler aus dem Hause BMW in der gelifteten Version auf unseren Straßen zu sehen. Wobei das in zweierlei Hinsicht etwas zu relativieren ist. Zum einen gibt es so viele i8 nicht, zum anderen sah der BMW bisher schon aus wie direkt aus der Zukunft gekommen. Dennoch gibt es neben den dezenten optischen Eingriffen und dem zarten Leistungsplus von 12 PS ein ultimatives Totschlagargument für den neuen i8: Es gibt ihn ab sofort auch als Roadster.

Unsere Reise in die atemberaubende Landschaft der Toskana beginnt gleich einmal mit einer Denksportaufgabe. Wie das Gepäck für zwei Personen samt Fotoausrüstung verstauen? Klar ist, Koffer sind ein No-Go, ein weicher Kern ist einer harten Schale unbedingt vorzuziehen. Ein paar kleine Zugeständnisse an die Garderobe später passt es dann. Ganz untypisch hat der Roadster tatsächlich mehr Kofferraumvolumen als das Coupé. Wobei, Volumen, na ja. Finale Abhilfe schaffte das zusätzliche Staufach hinter den Sitzen, immerhin bietet dieses 100 Liter.

Los geht’s, wir schlängeln uns unter den nach oben öffnenden Flügeltüren in das Interieur. Klingt nach Limbo für Fortgeschrittene, mit ein wenig Übung gelingt das aber mit ausreichend Grazie. Selbige empfängt uns dann auch im i8 Roadster. Perfekt eingebettet in grenzgenialen Sportsitzen erfreuen wir uns an einer fehlerfreien Verarbeitung und einer rasch erlernten Bedienung. Das Futuristische hat BMW Gott sein Dank draußen gelassen. Carbon und Leder geben sich quasi die Hand, veredelt durch den gravierten i-Drive-Knopf und einen Automatikhebel aus Keramik. Eine wunderschöne Landschaft, um den Konnex zu Toskana und Castelfalfi herzustellen.

Also Startknopf gedrückt und los geht es. Bei der Autobahnauffahrt gibt es zum ersten Mal Vollgas. In die Sportsitze gepresst höre ich meine Beifahrerin „374 PS Systemleistung, in 4,6 Sekunden auf 100 km/h, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h“ japsen. Mehr Details erfahre ich erst bei durch den adaptiven Tempomaten überwachten 140 km/h. BMW blieb beim gelifteten i8 der ungewohnten Paarung aus 231 PS starkem 1,5-Dreizylinder und auf 143 PS erstarktem E-Antrieb treu. Möglich machten den Leistungszuwachs modernere Lithium-Ionen-Batterien. Positiver Nebeneffekt: Die rein elektrische Reichweite konnte auf 55 Kilometer erhöht werden, die Höchstgeschwindigkeit ist im eDrive-Modus auf 120 km/h limitiert. Das Energiemanagement überlässt man am besten dem EcoPro-Modus. So mutiert der i8 beinahe zu einem Cruiser der höheren Schule.

Nach der langen Fahrt war unser Rücken völlig unbeeindruckt. Bei der Ankunft im Hotel „Il Castelfalfi“ merkten wir sofort, wie emotional aufgeladen der BMW i8 Roadster ist. Wo dem Österreicher ein kurzes „Eh geil“ entkommt, überschlägt sich der Herr am Empfang mit einem „Che bella machina – il suo design è mozzafiato“. Und der Car-Boy, der den i8 zur hoteleigenen Ladestation umparkte, dürfte unserer Einschätzung nach noch heute grinsen.

Wo diese Ladestation eigentlich genau liegt? Anfang 2017 hat die TUI AG ein mittelalterliches toskanisches Dorf in ein luxuriöses „Dorf“-Resort verwandelt. Inmitten der toskanischen Hügel, zwischen Florenz, Siena, Volterra, Pisa und Lucca mit seiner wundervollen Altstadt, liegt das mittelalterliche Castelfalfi, eingebettet in ein etwa 1.100 Hektar großes Landgut. Das Dorf entstand bereits vor 800 Jahren, war jedoch nur bis in die 1960er-Jahre bewohnt. In einem einzigartigen Projekt wurde es wieder zum Leben erweckt, komplett restauriert und bewohnbar gemacht.

Roadtrip: Besser Celentano als Ramazzotti 2

Heute bildet das mittelalterliche Dorf das Toscana Resort Castelfalfi der TUI Blue Gruppe und lockt mit einem charmanten 4-Sterne-Hotel und dem Top-5-Sterne-Hotel Il Castelfalfi und luxuriösen Apartments und Landhäusern, welche man mieten und kaufen kann. Ergänzt wird das alles mit dem größten Golfplatz der Toskana, einigen Pools, einem Spa, fantastischen Restaurants und netten Geschäften. Die Umgebung und die Ausflugsziele rund um Castelfalfi bieten die perfekten Gegebenheiten, um den idealen Fahrstil für den i8 auszuprobieren: sanfte Hügel, gelegentlich knackige Anstiege, Kurven, so weit das Auge reicht, und ein gewisses regionales Verständnis für eine offensive Fahrweise. Denn auch wenn wir von einem Plug-in-Hybrid reden oder über komfortables Cruisen im Tauerntunnel schreiben, so ist und bleibt der i8 Roadster ein waschechter Sportwagen. Spätestens wenn man den Schalthebel vom Komfortmodus nach links in die S-Gasse legt, damit in den Sportmodus wechselt und die Anzeigen feuerrot leuchten, ist Schluss mit Ladevolumen und Langeweile.

Die Lenkung reagiert direkter, die adaptiven Dämpfer verhärten sich, die Gaspedalkennlinie wird schärfer und last, but not least grollt aus den Lautsprechern ein Motorsound der Marke „unanständig“. Ja, künstlich, eh klar, aber verdammt gut gemacht. Jetzt schlägt auch die Stunde der Roadster-Variante, selten noch hat etwas so punktgenau dem Tüpfelchen auf dem i entsprochen. In nur 15 Sekunden versenkt sich das nach schwarzem Jeans-Stoff aussehende Verdeck kunstvoll und beinahe lautlos hinter den Vordersitzen, bei Bedarf bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h. Für die richtige Dosis Fahrtwind sorgt dabei das stufenlos versenkbare Windschott, für die passende akustische Untermalung stehen das BMW Online Entertainment und sein Streamingdienst zur Verfügung. Wir empfehlen einen guten alten Celentano. Keinen Ramazzotti? Nein, zu melancholisch. Und rein gar nichts an einer Tour durch die Toskana in einem BMW i8 Roadster hat mit Melancholie zu tun.

Die pittoreske Landschaft und ihre vielen kleinen Orte boten jeden Tag neue Impressionen (siehe Fotos), neue Überraschungen (Vespa-Fahrer, die stehen bleiben und schauen, statt zu drängeln), neue Erlebnisse (Pasta-Kurs und Trüffelsuche in Castelfalfi). Auf einzelnen Abschnitten haben wir mit Sicherheit die inoffiziellen Streckenrekorde gebrochen. Meistens aber waren wir auf der entspannten Seite zuhause, schlichtweg gefesselt von der unvergleichlichen Kombination aus einzigartigem Sportwagen und atemberaubender Landschaft.

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