Eva Dichand: “Die Dichand”

Ihr Familienname polarisiert: Qualitätsjournalismus gegen Boulevard. Sie tut es auch: Selbstsicher und streitbar ist die Heute-Herausgeberin zu Österreichs mächtigster Medienmanagerin geworden.
© Lukas Ilgner / VGN / picturedesk.com

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Eva Dichand und ihre Gratiszeitung Heute haben eines gemeinsam: Sie polarisieren. Qualitätsjournalismus gegen Boulevard. An der Spitze des Boulevards steht eine Frau, die in Haute Couture mit dem Privatflieger von Kunstmesse zu Kunstmesse reist. Eva Dichand ist aber vor allem eines: eine knallharte, sehr erfolgreiche Spitzenmanagerin. Und Heute, wenn es nach den Leserzahlen von rund 980.000 täglich geht, die zweiterfolgreichste Zeitung des Landes. Nur noch die Kronen Zeitung wird täglich von mehr Lesern gelesen.

Da sind Neid und Konkurrenzkampf an der Tagesordnung, zumal sie auf viele kühl und unnahbar wirkt. „Neid muss man sich sehr hart erarbeiten, während die Arbeit, die man Tag und Nacht investiert, keiner sehen will“, sagt Eva Dichand selbstsicher. Und auch dem Konkurrenzkampf hält die streitbare Heute-Chefin stand und scheut keine Konfrontation. Lieblingsgegner: Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Schwiegervater als Förderer

Nach dem Tod von Österreichs mächtigstem Medienmacher Hans Dichand 2010 fragten sich viele, wer wohl in die Fußstapfen des Kronen-Zeitung-Herausgebers treten würde. Heute ist längst klar, dass es Schwiegertochter Eva Dichand ist. Sie hatte ein besonders inniges Verhältnis zu ihrem Schwiegervater, den sie auch heute noch als ihren größten Förderer bezeichnet.

Eva Dichands Expertise ist gefragt. Kaum ein Runder Tisch über Zustand und Zukunft der Medien ohne sie. Die Heute-Herausgeberin zählt zu Österreichs erfolgreichsten und mächtigsten Businessfrauen. „Wer viele Leser hat, hat automatisch Macht“, sagt sie und fügt hinzu, dass ihr der wirtschaftliche Erfolg aber wesentlich wichtiger sei.

Wer Macht hat, bekommt auch Auszeichnungen. Im Fall von Eva Dichand ist es beispielsweise die Wahl zur Medienmanagerin des Jahres 2005 durch die Fachzeitung Der Journalist. Wobei sie sich bei Auszeichnungen gerne an den Rat ihres Schwiegervaters zurückerinnert, der ihr riet, solche Titel nicht allzu ernst zu nehmen: „Diejenigen, die am meisten loben, hauen später besonders hart drauf.“

Vom World Economic Forum Davos (WEF) wurde Eva Dichand 2010 in die Reihen der Young Global Leader aufgenommen, was ihr Türen geöffnet und Chancen ermöglicht hat. Denn die Young Global Leader sind keine Auszeichnung, sondern vielmehr ein Programm, das künftige Führungskräfte über fünf Jahre begleitet. Und so absolvierte die junge Dichand in den vergangenen Jahren zahlreiche Study Tours an den Eliteuniversitäten Harvard, Yale oder Oxford und tourte erst im vergangenen Mai mit dem WEF durch die Antarktis und Grönland, um sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. Zu sehen stets auch auf Instagram.

Alle erfolgreichen Menschen haben eines gemeinsam: sie arbeiten sehr, sehr viel. Egal ob männlich oder weiblich. Die Chancen, alles zu erreichen, sind für Frauen auch jetzt schon gegeben.

EVA DICHAND

Als Tochter eines Bauunternehmers – Vater Hans Kriebernegg war Unternehmer und Partner der Hochbaufirma IKK, die heute von Bruder Georg geleitet wird – besuchte sie als eines von zwei Mädchen die HTL für Hochbau und lernte dort den hemdsärmeligen Umgang in einer von Männern geprägten Geschäftswelt. Wer die Heute-Chefin kennt, vermutet wohl kaum, dass Eva Dichand auch die Gesellenprüfung als Zimmerer und Maurer hat.

Nach der Matura ging sie nach Wien und studierte an der WU Handelswissenschaften. Es folgten ein erster Job beim Unternehmensberater Roland Berger in Barcelona und ein Gastspiel in der Bank Austria Creditanstalt, bis Unternehmensfinanzierer Kurt Stiassny auf die junge Finanzexpertin aufmerksam wurde. 2001 schickte Stiassny sie ins Rennen um die Privatisierung des alteingesessenen Aktionshauses Dorotheum. Neben der Stiassny-UIAG war es die Bietergemeinschaft von Erwin Soravia für die Soravia Group und Christoph Dichand für die Familie Dichand, mit denen die damals 28-Jährige in Konkurrenz stand. Die Verhandlungen waren erfolgreich und endeten nicht nur in der Ehe von Christoph Dichand und Eva Kriebernegg, sondern auch in einer Partnerschaft der UIAG mit Dichand und Soravia.

Kurt Stiassny war neben Hans Dichand wohl ihr größter Mentor. „Er hat stets an mich und mein Produkt geglaubt“, sagt Dichand. Und sie wohl auch an ihn, denn Stiassny steht nicht nur der von Eva und Christoph gegründeten Bertha-Privatstiftung vor, sondern auch der Pluto-Privatstiftung, die 24,4 Prozent an der Gratiszeitung Heute hält.

Allein unter Männern

Dass sie sich in dieser Männerdomäne – tatsächlich ist Eva Dichand die einzige Herausgeberin einer heimischen Tageszeitung – behauptet, begründet sie einzig und allein mit ihrer harten Arbeit. Von Frauenquoten – insbesondere im operativen Geschäft – hält sie gar nichts: „Alle erfolgreichen Menschen haben eines gemeinsam: Sie arbeiten sehr, sehr viel. Egal ob männlich oder weiblich. Die Chancen, alles zu erreichen, sind für Frauen auch jetzt schon gegeben.“

Dass an der Kinderbetreuung und der steuerlichen Absetzbarkeit der Kinderbetreuung etwas geändert werden sollte, wird Eva Dichand nicht müde zu betonen. Vor allem nicht der Politik gegenüber. Und die schätzt die kritische Expertise der Managerin und bat sie 2018 als Vorsitzende in den Universitätsrat der Medizinischen Universität Wien. Ein Thema, das Eva Dichand besonders am Herzen liegt, denn sonst schlägt sie jegliches Aufsichtsratsmandat aus. Doch an der MedUni möchte sie ihre Spuren hinterlassen und sich vor allem für die beiden Vorzeigeprojekte, das Zentrum für Präzisionsmedizin und den Vorklinik-Campus, einsetzen. Aber auch der Bereich Drittmittel und ein öffentlich wirksameres Erscheinungsbild der MedUni sind der Unirätin ein Anliegen. Das Netzwerk dafür ist definitiv vorhanden.

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