René Benko: Vom Burger zum Tower

Der Aufstieg der SIGNA von der One-Man-Show zum milliardenschweren Immobilien- und Handelsriesen hat einen Namen: René Benko. Wird er jetzt auch zum Medien-Mogul?
© Hans Klaus Techt/APA/picturedesk.com
Rene Benko hat einmal mehr erfolgreich investiert.

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Der Ort: ein Burger-Laden an der Autobahn. Die Zeit: eine späte Abendstunde. Lange hört man nur den Regen plätschern und die Lkws über die Autobahn sausen. Dann fährt eine schwarze Limousine vor und vom Rücksitz steigt ein 18-jähriger Bursche aus. In seiner Hand: ein dicker Aktenkoffer …

Was vor rund 20 Jahren so begonnen hat, ist die größte Erfolgsstory, die Österreichs jüngste Wirtschaftsgeschichte zu bieten hat – der Aufstieg der SIGNA vom Ein-Mann-Betrieb zum internationalen Großkonzern mit Tausenden Mitarbeitern. „Als ich ihn mit dem dicken Schlitten vorfahren sah, dachte ich: Wer ist dieser Bursche? Soll meine Bank einem Schulabbrecher mit Starallüren einen Millionenkredit geben?“, erinnert sich jener Bankvorstand, der sich damals mit dem jungen René Benko an einer Raststation traf, um mit ihm über Immobiliengeschäfte zu plaudern.

Beste Lagen, ganz privat

Heute wissen alle: Benko war zwar jung, aber ein ernstzunehmender Geschäftsmann. Er baute keine Luftschlösser, sondern werthaltige Immobilien. Mit Chauffeur war er nur unterwegs, weil er so auch im Auto arbeiten konnte – und im Aktenkoffer waren keine Bargeld-Bündel, sondern dicke Verträge. Bis heute liest Benko jeden wichtigen Vertrag seines SIGNA-Konzerns auf Punkt und Beistrich, erzählen ihm nahestehende Menschen. Denn auch wenn er das Tagesgeschäft aufgegeben hat und den SIGNA-Konzern inzwischen erfahrene (und ältere) Manager lenken: Nach wie vor ist die Privatstiftung des Milliardärs Mehrheitseigentümer der SIGNA.

Börse? Nein danke

Und das soll auch so bleiben – denn ein Börsegang ist für die SIGNA kein Thema. Allein einzelne Konzernsparten könnten den Sprung auf das Börseparkett wagen und sich auch Kleinanlegern öffnen. Das, obwohl fast keine Woche vergeht, ohne dass eine große Investmentbank die SIGNA zu einem Börsegang überreden will. „Es gibt sicher keine vergleichbare Immobiliengesellschaft in Zentraleuropa, die einen so gesunden Track-Record mit einem Portfolio von Bestlagen vorweisen kann wie wir“, sagte der medienscheue Benko zuletzt in einem seiner raren Interviews mit dem deutschen Handelsblatt. „Ich sehe aber keinen Grund, das Geschäft am Aktienmarkt zu platzieren. Wir sind und bleiben ein klar positioniertes Familienunternehmen, das sich mittlerweile eben zu einer Industrieholding mit über 15 Milliarden Euro Bilanzsumme in den Bereichen Immobilien und Handel weiterentwickelt hat.“

Tatsächlich: Würde die SIGNA an der Börse notieren, wäre sie größer als alle Wiener Immo-AGs zusammengerechnet. Und das vom Tiroler Immo-Wunderkind gegründete Unternehmen ist inzwischen auch in Deutschland ein Top-Player. Besonders Landmark-Immobilien haben es Benko angetan: Er kauft mit Vorliebe Immobilien, die spezielle Alleinstellungsmerkmale haben – und auch bei neuen Projekten gilt der olympische Gedanke „schneller, weiter, höher“.

So hat die SIGNA mit dem The Icon Vienna das höchste Gebäude im neuen Wiener Stadtteil am Hauptbahnhof errichtet – und noch dazu in der besten Lage. Aber auch in Berlin gehört der SIGNA mit dem Büroturm Upper West eines der Wahrzeichen am Kuʼdamm – und in Hamburg errichtet das Unternehmen gerade das höchste Gebäude der Stadt, den Elbtower. Ob Tower, Traditionskaufhäuser oder denkmalgeschützte Palais: Die Immobilien des Unternehmens, das inzwischen auch milliardenschwere Sport- und Handelssparten betreibt, sind immer etwas Besonderes. Wo SIGNA draufsteht, ist Qualität drinnen, lautet die Vorgabe des Gründers an Mitarbeiter in Österreich und Deutschland. Doch Größe ist nicht alles. Geht es um Medien, hat Benko eine neue Liebe ausgerechnet zum Kleinformat entdeckt: Mit dem 24-Prozent-Einstieg bei Kronen Zeitung und Kurier hat er für den nächsten spektakulären Deal gesorgt. Doch dass dieses Engagement wirklich einen langfristigen Einstieg ins Mediengeschäft bedeutet, bezweifeln viele. Benko rechnet bei seinen Projekten stets mit dem spitzen Bleistift. Tut er das auch bei Medien, droht höchstens ein Abbrechen der Bleistiftmine – von den Renditen des Immobiliengeschäftes ist die Medienbranche so weit entfernt wie die Spitze des Icon Vienna von den Bahngleisen des Hauptbahnhofes.

Ich sehe keinen Grund, das Geschäft am Aktienmarkt zu platzieren. Wir sind und bleiben ein klar positioniertes Familienunternehmen, das sich mittlerweile eben zu einer Industrieholding mit über 15 Milliarden Euro Bilanzsumme in den Bereichen Immobilien und Handel weiterentwickelt hat.

RENÉ BENKO

Workaholic als Milliardär

Dabei hat alles klein begonnen – mit dem Ausbau von Dachböden in Innsbruck und Wien. Auch der erste Geldgeber Benkos war keine Großbank, sondern ein Tankstellenbetreiber. Doch rasch folgte ein erfolgreicher Deal des Workaholics auf den anderen, und bald reichte das Eigenkapital auch für riesige Projekte. Als sein „Gesellenstück“ bezeichnet Benko bis heute den Umbau des Kaufhauses Tyrol in seiner Heimatstadt Innsbruck vor zehn Jahren – nach den Plänen von Stararchitekt David Chipperfield errichtet, ist das Kaufhaus Tyrol heute ein Vorbild dafür, wie ein innerstädtischer Shoppingtempel von internationalem Format auszusehen hat.

Weit über die Immobilienbranche hinaus bekannt wurde SIGNA mit dem Projekt „Goldenes Quartier“ in Wien: Auch andere hätten die ehemaligen Gebäude von BAWAG und Bank Austria gerne gekauft. Die Idee, diese Prime-Immobilien in der Wiener City durch eine Verlängerung der Fußgängerzone und damit die Verlängerung des „Goldenen U“, einer der zehn teuersten Einkaufsstraßen der Welt, zu einmaligen Trophy-Assets aufzuwerten, hatte aber nur Benko. Und wo früher die BAWAG -Filiale war, steht heute der Flagshipstore von Louis Vuitton.

Hohe Trefferquote

Heute wird Benko vom Magazin trend auf rund 3,8 Milliarden Euro Privatvermögen geschätzt und ist damit unter den zehn reichsten Österreichern auf Platz acht. Dennoch hat er die Bodenhaftung nie verloren – man sieht ihn nach wichtigen Deals hin und wieder mit einer Markenzigarre in der Hand, aber nie aus einem Ferrari aussteigen. Was ihn antreibt? Die SIGNA noch größer, besser und schlagkräftiger zu machen. „Wir sind relativ erfolgsverwöhnt“, so Benko – „außer zwei, drei kleineren Projekten ging noch nicht viel schief. Aber natürlich können wir uns trotzdem noch immer weiter verbessern, daran arbeiten wir jeden Tag.“

Wie er weitermacht, wie er die aktuellen Top-Projekte wie den Aufbau der Deutschen Warenhaus AG aus Karstadt und Kaufhof unter Dach und Fach bringt, wie er kika/Leiner saniert und was er mit seinen Trophy-Assets wie der von Otto Wagner entworfenen Zentrale der Postsparkasse macht, wird die Zukunft weisen. Eines ist sicher: Nach René Benko werden in 100 Jahren Straßen in Österreich und Deutschland benannt – und sein Leben wird die Basis für eine Filmbiografie liefern. Und man weiß schon, wie diese beginnen wird: mit der Limousine, die im Regen an einer Raststätte vorfährt.

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